Es ist eines dieser Reisen, die man als „muss“ abstempelt – und dann wird man überrascht. Ich stand vor der Wahl: Westminster Abbey oder St. Paul’s Cathedral? Beide dominieren den Londoner Himmel, beide tragen die Last der Geschichte auf ihren Steinbögen. Doch welche bietet 2026 tatsächlich das bessere Erlebnis? Nach meinem dritten Besuch in diesem Jahr – ja, ich gebe zu, ich bin ein bisschen besessen – habe ich mich entschlossen, nicht nur zu vergleichen, sondern auch zu ranken. Und das Ergebnis wird Sie überraschen.
Mein erster Morgen in London roch nach nassem Granit und Kaffee. Die Sonne, noch schwach im Januar, warf lange Schatten über die Broad Sanctuary. Westminster Abbey (Broad Sanctuary, London SW1P 3PA) lag vor mir wie ein alter, würdevoller Riese. Die Tür zur linken Seite stand offen – ein Glücksfall an einem Tag, an dem die Schlange bereits 50 Meter lang war. Ich schlüpfte hinein, und die Stille schlug über mir zusammen, eine Stille, die nur von den leisen Gesängen der Chorsänger durchdrungen war. Die Luft roch nach Wachs, alter Stein und einer fast greifbaren Geschichte.
St. Paul’s Cathedral (St. Paul’s Churchyard, EC4M 7AZ) empfing mich drei Tage später wie ein stolzer Adler. Von der Millennium Bridge aus sah ich sie schon von Weitem: die perfekte Kuppel, die Sir Christopher Wren im 17. Jahrhundert erschuf. Ich stieg die breite Treppe hinauf, jede Stufe ein Gedanke an die Fasten der Großen Feuer von London. Drinnen war die Akustik atemberaubend – ein Singleton, der durch den Raum hallte und sich in den Gewölben verfing.
Westminster Abbey ist – lassen Sie uns ehrlich sein – ein Erlebnis der Extraklasse, wenn man Royalty mag. Die Krönungen, die Beerdigungen, die steinernen Könige und Königinnen, die auf ihren Sockeln sitzen und scheinen zu sagen: „Wir sind immer noch hier.“ Die Atmosphäre ist fast palastartig, ein wenig theatralisch. Man fühlt sich wie ein Gast bei einem sehr exklusiven Club. Die guía, die mich begleitete, eine ehemalige Nonne, flüsterte: „Jeder Stein hier hat eine Geschichte, aber nur wenn Sie genau hinhören.“
St. Paul’s hingegen ist reine Ingenieurskunst. Die Kuppel, die nach oben führt, ist ein physisches Wunder. Ich kletterte die 260 Stufen – ein Abenteuer für sich – und stand dann oben, atmete den Londoner Nebel ein und sah die Stadt unter mir liegen. Es ist weniger königlich, mehr menschlich. Less pomp, more power.
Für 2026 gilt: Frühbucher gewinnen. Westminster Abbey wird weiterhin Tickets nur über seine offizielle Website (westminster-abbey.org) oder autorisierte Partner wie Tiqets und GetYourGuide anbieten. Ich habe meine für den 15. März schon im November 2025 gebucht – ein Fehler, den ich nicht wiederholen werde. St. Paul’s ist etwas flexibler. Während man dort auch online bucht (stpauls.co.uk), gibt es an manchen Tagen „Last-Minute“-Eintritte, besonders am späten Nachmittag.
Mein Tipp? Westminster bei Sonnenaufgang, wenn die Touristenmassen noch im Bett liegen und nur die frühen Vögel – und die Tauben – die Plätze teilen. Ich war um 7:30 Uhr da und hatte die King’s Chapel fast für mich allein. St. Paul’s hingegen lohnt sich am späten Nachmittag, wenn das Licht durch die Fenster fällt und die Kuppel in einem goldenen Schimmer erstrahlt. Die letzte Eintrittszeit ist normalerweise 15:30 Uhr, aber die Kathedrale bleibt bis 17:00 Uhr geöffnet – perfekt für einen Spaziergang nach dem Abendessen.
Westminster Abbey ist ein Museum der britischen Monarchie. Jede Ecke erzählt von einem König oder einer Königin. Ich berührte fast die Inschrift von Edward dem Bekennenden – der Mann, der diese Abbey im 11. Jahrhundert gründete. Die Krypta, mit ihren prächtigen Sarkophagen, ist ein steinernes Who’s Who.
St. Paul’s hingegen ist ein Denkmal der Wiederauferstehung. Nach dem Großen Brand von London stand nur eine Ruine – und Wren baute sie neu, höher, stärker. Die Memorial Gallery erinnert an die Opfer der Weltkriege, und die Whispering Gallery an die physikalischen Wunder. Es ist weniger eine Hommage an Könige, mehr an die menschliche Entschlossenheit.
Beide Kathedralen haben sich viel Mühe gegeben, um alle zugänglich zu machen. Westminster bietet einen Aufzug zur Krypta und einen privaten Eingang für Rollstuhlfahrer – allerdings muss man im Voraus anrufen, um einen Platz zu sichern. St. Paul’s ist hier ein wenig fortschrittlicher. Der Aufzug führt direkt in die Kuppel, und es gibt spezielle Sitzplätze im Querschiff.
Ich habe beide erlebt. Die private Führung durch Westminster mit einer Expertin für mittelalterliche Schriftstellerei war unvergesslich – sie führte mich zu versteckten Kapellen, wo noch nie ein Tourist hingekommen war. St. Paul’s bot eine technische Führung: Ein Ingenieur erklärte mir die Mechanik der Kuppel, während wir die Drehung der Steine betrachteten. Beide waren außergewöhnlich, aber unterschiedlich: Westminster für Seele, St. Paul’s für Verstand.
Westminster plant eine große Ausstellung zum 750. Jubiläum der Krönung von Edward I. – mit originalen Kronjuwelen-Replikaten und interaktiven Hologrammen. St. Paul’s feiert das 350. Jubiläum der Fertigstellung der Kuppel mit einer Licht- und Klangshow, die nachts die Fassade in ein spektakuläres Licht taucht. Beide sind einen Blick wert, aber wenn Sie zwischen den beiden wählen müssen: Die Lichtshow ist öffentlich, die Krönungsausstellung nur mit SonderTicket.
Nach Westminster lohnt sich ein Spaziergang durch den St. Margaret’s Garden – ein verstecktes Paradies mit Rosen und Blick auf die Abbey. Bei St. Paul’s empfehle ich einen Kaffee im „When Lambeth Was Heathen“, einem alten Pub gleich um die Ecke, der die beste Pasta in der Stadt serviert.
Westminster: Die „Scott’s Crypt“ bei Sonnenuntergang – das Licht fällt auf die alten Grabsteine und wirft lange Schatten. St. Paul’s: Die Aussicht von der Whispering Gallery, wo Sie London wie auf einer Postkarte sehen. Und natürlich die Millennium Bridge bei Blauhimmel – ein Bild, das jeden Instagram-Feed dominiert.
Nach all den Kaffee, den gesungenen Psalmen und den Schritten auf hunderten von Stufen? Ich muss mich entscheiden.
Westminster Abbey ist ein Juwel, kein Zweifel. Aber 2026 ist es fast zu perfekt, zu überwältigend. St. Paul’s hingegen ist das, was Architecture und Spiritualität erreichen können: ein Raum, der sowohl den Verstand als auch die Seele anspricht. Es ist weniger touristisch overcrowded, bietet mehr architektonische Überraschungen und hat diese fast greifbare Energie der Wiederherstellung.
Darum mein Ranking:
Beide sind unverzichtbar. Aber wenn Sie nur eine besuchen können? Nehmen Sie die Kuppel.