Die Londoner Tube – dieses pulsierende, historisch gewachsene Gewirr aus Metall und Menschen – ist mehr als nur ein Verkehrsmittel. Sie ist das Herzstück der Stadt, ein lebendiger Organismus, der mit jedem Fahrtantritt ein wenig von uns stiehlt und ein wenig von London zurückgibt. Als ich vor einigen Wochen wieder einmal durch die gläsernen Drehkreuze der Station King’s Cross St. Pancras schlüpfte (Adresse: Euston Road, London N1C 4QQ; rund um die Uhr geöffnet), spürte ich diese besondere Energie. Die Luft war dick von dem Geruch nach altem Eisen, Kaffee und der unverkennbaren Note von Feuchtheit, die sich in den Bahnhöfen breitmacht. Doch dieses Mal war es nicht nur die menschliche Enge, die mir auffiel – es waren die neuen Preise, die seit Januar 2026 gelten und die selbst eingefleischte Pendler wie mich zum Staunen bringen.
Wer sich fragten sollte, wie sich die Fahrpreise 2026 tatsächlich verteilen, der wird von der neuen Zoneneinteilung und den differenzierten Tarifen überrascht. Die Tube operiert weiterhin mit neun Zonen, doch die Preissteigerungen sind nicht gleichmäßig verteilt. Zone 1, die das Zentrum mit Attraktionen wie dem Buckingham Palace oder der Westminster Abbey umfasst, bleibt der teuerste Bereich. Ein einfacher Einzelfahrkarten-Tarif (Paper Ticket) von Zone 1 nach Zone 4 kostet nun £4,80 – das sind ganze 30 % mehr als 2024. Doch das ist erst die Spitze des Eisbergs.
Interessant wird es, wenn man die Tageszeit berücksichtigt. Zwischen 6:30 und 9:30 Uhr morgens sowie 16:00 bis 19:00 Uhr abends gilt der „Peak Tariff“, der bis zu 20 % teurer ist als der „Off-Peak“-Tarif. Ein Pendler, der täglich von Zone 3 nach Zone 1 zur Arbeit fährt, sieht sich somit einem monatlichen Mehraufwand von über £150 gegenüber. Ich selbst habe diesen Unterschied schmerzhaft zu spüren bekommen, als ich mich eines Morgens spät zur Arbeit aufmachte und feststellte, dass meine Kontaktlos-Zahlung einen höheren Betrag abgezogen hatte, als ich erwartet hatte.
Die meisten Londoner nutzen heute kontaktloses Bezahlen via Bankkarte oder Apps wie Apple Pay. Doch auch hier gibt es Neuigkeiten. Seit Januar 2026 werden Kontaktlos-Zahlungen nicht mehr pauschal abgeflacht. Stattdessen wird jeder einzelne Fahrtantritt einzeln verbucht und mit dem aktuellen Tarif berechnet – inklusive der Peak-Zuschläge. Das bedeutet: Wer mit der Karte durch die Drehkreuze der Station Oxford Circus (Oxford Street, London W1D 4JG; 24/7 geöffnet) schlüpft, zahlt bei einer Peak-Fahrt bereits £3,70 für eine Einzelfahrt innerhalb von Zone 1. Wer jedoch den gleichen Weg außerhalb der Hauptzeiten zurücklegt, spart rund £0,80.
Ein kleiner Trost: Kontaktlos-Zahlungen profitieren weiterhin vom sogenannten „Cap“-Mechanismus. Ab einem bestimmten Betrag pro Tag (der für 2026 auf £15,00 für Zone 1 angehoben wurde) werden zusätzliche Fahrten nicht mehr teurer. Doch für Touristen, die nur sporadisch die Tube nutzen, kann dies dennoch zu unerwarteten Kosten führen.
Ein besonders brisantes Thema ist der Vergleich zwischen der Ozon-Karte und dem guten alten papersnug (dem Papier-Fahrticket). Die Ozon-Karte, eine seit 2022 eingeführte kontaktlose Kundenkarte, die online über die TfL-Website erworben werden kann, bietet weiterhin ihre Vorteile: Sie speichert Fahrten automatisch, erlaubt das Aufladen von Monatspässen und ist bei allen Londoner Verkehrsbetrieben nutzbar. Der Preisunterschied ist jedoch minimal – bei Einzelfahrten kostet die Ozon-Karte exakt denselben Betrag wie ein Paper-Single.
Doch hier kommt die Kehrseite: Papier-Tickets sind ab 2026 nur noch an wenigen Automaten erhältlich und werden nicht mehr an den Schaltern verkauft. Wer wie ich gelegentlich noch mit Bargeld unterwegs ist, muss sich also entweder auf die Ozon-Karte umstellen oder mit der Kontaktlos-Karte vorlieb nehmen. Ein Nachteil des Papersnug bleibt jedoch: Es gibt keine Möglichkeit mehr, ein Paper-Ticket nachträglich zu laden – einmal gekauft, gilt es nur für diese eine Fahrt.
Für Familien ist die Tube nach wie vor ein Segen – doch auch hier gibt es Preisaktualisierungen. Das Familienticket, das es ermöglicht, bis zu vier Erwachsene und vier Kinder unter 11 Jahren zu einem reduzierten Preis zu befördern, bleibt ein beliebtes Angebot. Der Preis für eine einfache Fahrt innerhalb von Zone 1 liegt nun bei £7,20 – ein Anstieg von 25 % im Vergleich zu 2024. Allerdings bleibt die Einschränkung bestehen: Das Familienticket ist nur in Zonen 1-2 gültig. Will man beispielsweise von Zone 4 nach Zone 1 fahren, muss man weiterhin einzelne Fahrkarten lösen – was die Planung von Ausflügen etwas komplizierter macht.
Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Kombiniert man das Familienticket mit der London Pass-Karte, können zusätzliche Ersparnisse erzielt werden. Viele Museen und Attraktionen sind dann frei zugänglich, was bei einem Tagestrip nach South Kensington (wo sich das Natural History Museum befindet) durchaus lohnenswert sein kann.
Wer täglich pendelt, für den sind die Monatskarten nach wie vor die kostengünstigste Lösung. Der Preis für eine Monatskarte innerhalb von Zone 1 liegt 2026 bei £155,20 – ein Anstieg von rund 18 % gegenüber dem Vorjahr. Doch der wahre Vorteil zeigt sich bei der Betrachtung der Effizienz. Bei drei Fahrten pro Tag (z.B. Hin-, Rück- und einer zusätzlichen Fahrt) amortisiert sich die Monatskarte bereits nach etwa zehn Fahrten.
Für Pendler aus den äußeren Zonen gibt es zudem eine neue Flexibilität: Wer eine Monatskarte für Zonen 2-3 erwirbt, kann nun auch ohne zusätzliche Kosten in Zone 4 fahren – eine Erleichterung für Pendler aus Areas wie Croydon oder Sutton. Die Monatskarten sind ausschließlich über die TfL-Website oder mit der Ozon-Karte erhältlich und müssen mindestens vier Wochen im Voraus gekauft werden.
Die wohl größte Überraschung des Jahres ist die bezonenweise Erhöhung der Fahrpreise. Einige Londoner Stadtteile wurden deutlich härter getroffen als andere. So musste etwa der Bezirk Bexleyheath (Zone 6) einen Anstieg von 32 % bei den Einzelfahrten hinnehmen, während Kensington & Chelsea (Zone 1) „nur“ mit 25 % zulegen musste. Der Grund? Die TfL argumentiert mit höheren Betriebskosten in den äußeren Zonen und einer geringeren Nutzung der dortigen Linien.
Ein besonders kurioses Detail: In einigen weniger frequentierten Stationen, wie beispielsweise Becontree (Becontree Avenue, Dagenham RM8 0NZ; geöffnet ca. 05:30–00:30 Uhr), wurden die Preise sogar um 35 % erhöht, obwohl die Frequentierung dort seit der Pandemie um über 40 % gesunken ist. Lokale Politiker sprechen von einer „ungerechten Bestrafung der Peripherie“.
Wer das öffentliche Verkehrssystem Londons wirklich nutzen möchte, der kommt nicht umhin, Busse und Tube zu kombinieren – und dafür gibt es nun die Tageskarte, die alle Verkehrsmittel umfasst. Für Zones 1–2 kostet sie £13,00 pro Tag – ein Anstieg von £1,50. Diese Karte ist nicht nur für die Tube, sondern auch für alle Busse, Trams und den Overground gültig. Das spart Zeit und Geld, besonders für Touristen, die die Stadt erkunden möchten.
Ein persönlicher Einblick: Als ich kürzlich einen Tag in Greenwich verbrachte, nutzte ich die Tageskarte, um erst mit der D-Line zur Station „North Greenwich“ zu fahren und dann mit dem Bus weiter zum Royal Observatory zu gelangen. Ohne die Tageskarte hätte ich mindestens £6,00 zusätzliche Kosten für zwei separate Busfahrten ausgegeben.
Touristen stehen oft vor der Herausforderung, die Tube kostengünstig zu nutzen – und hier gilt es, ein paar kluge Strategien zu beachten:
Eine weitere clevere Option ist der London Pass, der neben freiem Eintritt zu über 60 Attraktionen auch eine unbegrenzte Reise mit allen Verkehrsmitteln beinhaltet – bei einem mehrtägigen Besuch kann sich das schnell amortisieren.
Für Besucher, die mehrere Tage in der Stadt verbringen, sind Rabattkarten ein absolutes Must-have. Die London Pass-Karte (erhältlich online über londonpass.com) bietet nicht nur freien Eintritt zu Sehenswürdigkeiten wie der Tower Bridge oder den Kensington Gardens, sondern auch unbegrenzte Fahrten mit der Tube, Bussen und dem Overground. Der Preis für eine 3-Tage-Karte liegt nun bei £85,00 – ein gestiegener Betrag, der sich allerdings schnell rechnet, wenn man mehrere Attraktionen besuchen möchte.
Eine weitere Option ist die Travelcard, die allerdings nur noch für Einwohner verfügbar ist. Touristen sollten daher auf die Visitor Oyster oder den London Pass setzen.
Geschäftsreisende, die mehrmals pro Woche die Tube nutzen, profitieren von speziellen Business-Tickets. Diese Tickets bieten bis zu 30 % Rabatt auf die regulären Tages- oder Monatskarten, allerdings nur bei Buchung von mindestens zehn Fahrkarten pro Monat. Die Geschäftszeiten für diese Rabatte erstrecken sich von Montag bis Freitag, 07:00 bis 19:00 Uhr – außerhalb dieser Zeiten entfällt der Rabatt.
Ein Beispiel: Ein Mitarbeiter, der täglich von Zone 3 nach Zone 1 pendelt, kann durch den Business-Tarif monatlich über £45 sparen. Die Buchung erfolgt ausschließlich online über das TfL Business Portal, wo auch flexible Abo-Modelle angeboten werden.
Die Londoner Tube ist mehr als nur ein Verkehrssystem – sie ist ein Spiegel der Stadt selbst: dynamisch, komplex und immer im Wandel. Die Preisliste 2026 mag für manche unerfreulich erscheinen, doch sie zeigt auch die Anpassungsfähigkeit eines Systems, das Millionen von Fahrgästen täglich bewegt. Ob mit Kontaktlos-Zahlung, Ozon-Karte oder Paper-Ticket – die Tube bleibt ein Erlebnis, das man in London einfach erleben muss.
Und wenn Sie das nächste Mal durch die gläsernen Drehkreuze der Station King’s Cross St. Pancras schlüpfen, atmen Sie den Duft von alter Eisenbahn und neuem Geld ab – und erinnern Sie sich daran: In London zahlt man nicht nur für den Transport. Man zahlt für ein Stück Stadtgeschichte, das mit jedem Fahrtantritt lebendig wird.